Schulsystem in Uganda
Anspruch und Wirklichkeit
Vielen Kindern und Jugendlichen sind die Möglichkeiten einer guten Schulbildung verwehrt. Grundsätzlich besteht seit 1997 Schulpflicht für Kinder unter 15 Jahren (Grundschule).
Jeder Einwohner hat Anspruch auf 7 Jahre Unterricht. Daher sieht man gelegentlich Erwachsene die Schulbank drücken, denen dies als Kind verwehrt war.
Grundsätzlich ist der Besuch der Grundschule kostenfrei. Vielen Kindern ist der regelmäßige Schulbesuch jedoch auch heute noch unmöglich, teils weil sie aktiv zum Lebensunterhalt beitragen oder auf jüngere Geschwister aufpassen müssen, teils weil ihre Angehörigen das Geld für die zusätzlichen Kosten des Schulbesuchs nicht aufbringen können.
Der Schultag ist für die Schüler in Uganda recht lang. Es werden häufig Wege von mehr als einer Stunde zurückgelegt, um zur Schule zu gelangen. Der Unterricht beginnt um 8:00 Uhr und Schüler der höheren Klassen müssen oft schon eine Stunde früher dort sein, um noch zu lernen. Unterrichtsende ist zwischen 16:00 und 17:00 Uhr.
Zu Hause muss dann die Schuluniform gewaschen und die Schuhe geputzt werden. Nach Erledigung der Haushaltsaufgaben werden Schularbeiten gemacht und, wenn man Glück hat, zu Abend gegessen.
In einem Land wie Uganda, in dem die Hälfte der Bevölkerung unter 14 Jahre alt ist, kommt dem Schulsystem ein besonderer Stellenwert zu. Doch dieses gleicht einer Pyramide mit einer breiten Basis, die aber nach oben hin sehr schnell sehr viel enger wird. Nur eine verschwindende Minderheit erreicht die Spitze des Ausbildungssystems und kann auf die Universität gehen.
Das Schuljahr ist in 3 Teile (Terms) aufgeteilt, es startet im Februar und endet im Dezember.
Nach jedem Term wird ein Zeugnis ausgestellt, das dritte Zeugnis im Dezember entscheidet über die Versetzung. Das Schulgeld muss zu Beginn jeden Terms bezahlt werden.
Schulsystem
Nursery (Kindergarten) oder Vorschule (Nicht verpflichtend) |
Dauer: 2 Jahre |
Alter: ab 3 Jahre |
Kindergärten sind nicht flächendeckend vorhanden, in vielen Gegenden, speziell in entlegenen ländlichen Gebieten gibt es keine Kindergärten. |
Primary (Grundschule) |
Dauer: 7 Jahre |
Alter: 6 – 12 Jahre |
Abschluss: PLE (primary leaving examinations), berechtigt zum Besuch der Lower Secondary School. |
Lower Secondary (Ordinary Level) |
Dauer: 4 Jahre |
Alter: 13 – 16 Jahre |
Abschluss: O-level nach 4 Jahren, Zugang zu Upper Secondary |
Upper Secondary (A-Level) |
Dauer: 2 Jahre |
Alter: 17 – 18 Jahre |
Abschluss: UACE („Uganda Advanced Certificate of Education”), berechtigt zum Besuch einer Universität. |
University |
Dauer 3 – 5 Jahre |
Alter: 19 – 21+ Jahre |
Abschluss: Diplom |
Schulgebühren
Primary |
Secondary Die wenigsten Familien können sich die Gebühren leisten, daher müssen die meisten Schüler nach der 7. Klasse die Schule verlassen. Insgesamt besuchen weniger als 15% der Kinder die secondary school. |
Private und kirchliche Schulen |
Boarding schools Die Familien müssen 200 bis 400 € Schulgebühren pro Jahr aufbringen. Zusätzlich zur Anschaffung der notwendigen Ausrüstung (Matratze, Bettlaken, Wolldecke, Moskitonetz, Wasch- und Hygieneartikel, Waschschüssel, Eimer, Kanister, Essgeschirr, Koffer mit Schloss, 2 Schuluniformen, teilweise private Kleidung, Hefte, Stifte, Kugelschreiber, Geodreieck, Zirkel, etc. und ca. 4 kg Zucker pro Term) braucht man auch noch etwas Taschengeld und frisches Obst. Trotz der hohen Kosten wird in diesen Internaten kein Luxus geboten. Meistens dient eine abgewohnte Wellblechbaracke als Schlafsaal für mehr als 100 Mädchen. Ein 3-stöckiges Metallbett steht neben dem anderen und es gibt kaum Platz dazwischen. Tische, Stühle und Schränke sind selten vorhanden, jeder Schüler hat seine Besitztümer im Koffer unter dem Bett. Überall im Saal hängen Wäscheleinen, um die selbstgewaschene Wäsche zu trocknen, für Privatsphäre besteht keine Chance. Speisesäle gibt es nur in sehr teuren Schulen, in einfacheren wird bei Regen im Schlafraum auf dem Bett gegessen. Der Schultag ist von früh morgens bis in den Abend hinein ausgefüllt mit Unterricht und verpflichtenden Lernzeiten. Außerhalb der Ferien findet sich oft keine Gelegenheit zur Heimfahrt. |
Probleme
Hohe Schülerzahlen: 80 bis 120 Schüler pro Klasse sind keine Seltenheit. |
Lehrerausbildung: Die schlechte Ausbildung der Lehrer wirkt sich negativ auf den Unterricht aus. |
Niedrige Lehrergehälter: Bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von ca. 50 bis 80 € im Monat lässt die Motivation der Lehrer zu wünschen übrig, was sich wiederum in einer schlechten Qualität des Unterrichts niederschlägt. |
Schulgebühren: Schulgebühren und Unterrichtsmaterialien sind für die meisten ugandischen Familien unerschwinglich. |
Erreichbarkeit: Oft sind die Schulen, vor allem in ländlichen, entlegenen Gebieten, nur mit einem stundenlangen Fußmarsch zu erreichen. |
Infrastrukturelle Probleme: Oftmals sind die Schulgebäude in einem schlechten Zustand, die desolate Ausstattung und kaum vorhandene Materialien behindern einen normalen Unterrichtsablauf. |
Schulpflicht und Realität
Dieses Schulsystem hört sich nicht schlecht an. In der Realität sieht es aber ganz anders aus. Vielen Kindern ist eine gute Schulausbildung verwehrt. In entlegenen Gebieten gibt es oft keine Kindergärten und Schulen. Zum Teil müssen die Kinder mit auf dem Feld arbeiten oder auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen. Oft können die Familien auch das Schulgeld oder die anderen Gebühren der eigentlich kostenfreien Schulen nicht aufbringen. Auch sind die Familien in der Regel sehr kinderreich.
Der Staat hatte die Gebühren für die staatlichen Primary Schulen abgeschafft. Diese Schulen bekommen nun vom Staat Uganda ca. 4 Euro pro Kind und Kalenderjahr, um den Unterricht zu finanzieren. Dies führte dazu, dass gute Lehrer abwanderten, kein Unterrichtsmaterial beschafft werden konnte und die Qualität an diesen Schulen massiv gesunken ist. Selbst die Schuluniform zu finanzieren ist für viele Familien eine Herausforderung.
In den Schulen wird oft ohne Bücher und Arbeitsblätter gelehrt. Die Schüler müssen mitschreiben und auswendig lernen. Es ist ein klassischer Frontalunterricht.
Oft sind in entlegenen ländlichen Gebieten die Schulwege sehr lang.
Meist haben diese Schulen Toiletten in einem katastrophalen Zustand. Malaria und HIV/AIDS wirken sich auch noch problematisch auf die Schüler aus.
Private Schulen bieten meist Internate für die Kinder an. Somit sind die Gefahren des langen Schulweges gebannt. Leider aber können sich das viele Familien nicht leisten.